l´Arrivée, Dortmund

17.07.2014! Unsere Standesamtliche Trauung im Dortmunder Rathaus! Wir haben einen Termin um 15:00 Uhr bekommen. Aber was macht man danach? Kaffee trinken mit der Familie? Dafür wäre es etwas spät geworden. Abendessen mit Eltern und Trauzeugen? Da wäre man wohl viel zu früh dran gewesen. Da wir am Samstag drauf eh eine große Party geplant haben, entschieden wir uns dazu zu zweit für eine Nacht im l´Arrivée in Dortmund einzuchecken. Eine Superior-Zimmer mit einem Abendessen im hoteleigenen Restaurant Vivre.

Da wir dann doch recht früh im Hotel waren und das Abendessen noch etwas auf sich warten ließ, haben wir den Zimmerservice getestet. Wir hatten bei den ganzen Vorbereitungen und den vielen Glückwünschen seit Stunden nichts mehr gegessen. Jetzt, in dem Moment in dem man erstmals zur Ruhe kommt, knurrte mächtig der Magen. Und ein Snack geht ja immer. Also Karte aufgeschlagen und geschaut, was es denn so gibt. Wir entschieden uns für ein Club Sandwich und zwei Cola. Die Bestellung wurde prompt geliefert. Allerdings wurde das Essen an der Tür übergeben und nicht serviert. An und für sich kein Problem, man hat ja nichts an den Armen. Aber für den Anspruch, den das Hotel mit dem Gesamtauftritt dem Gast zu vermitteln versucht, nicht ganz passend. Trotz meines großen Hungers, habe ich es aber geschafft das Essen auf die große Terrasse des Zimmers zu befördern. Denn aufgrund des schönen Wetters konnten wir draußen essen.

 IMG_6634

Das Club-Sandwich war wirklich gut. Nett angerichtet und eine ausreichende Portion. Es gab zwei Sandwiches, die zu Dreiecken halbiert waren. Seitlich aufgestellt wurden die Pommes frites in der Mitte platziert. Ketchup und Mayonnaise von Heinz wurde in kleinen Gläschen dazu gereicht. Die Brotscheiben waren kross und nicht überladen. Das bedeutet, man konnte gut mit der Hand essen, ohne das alles auf dem Teller, Boden oder der Hose landet. Geschmacklich war das Sandwich wirklich ordentlich. Da konnte man nicht meckern. Saftiges Fleisch, gut gebratenes Ei, die richtigen Mengen Salat und Sauce. Nichts hat überwogen oder gestört. Klasse gemacht. Für eine Person wäre es wirklich eine ausreichende Portion gewesen. Wir haben es geteilt, da wir ja das Abendessen noch vor uns hatten und so war es ein guter Snack um den Hunger zu bekämpfen.. Das war also schon mal sehr gut, wenn man von der kleinen Serviceunsicherheit absieht.

Für den Abend war ein Tisch im Restaurant Vivre für uns reserviert. Wir wurden gefragt, ob wir gern draußen essen möchten, entscheiden uns aber drinnen zu bleiben. Da war es wunderbar leer und der Tisch war bereits schön vorbereitet. Im Restaurant war nur noch eine anderer Tisch belegt, ansonsten war es leer.

Es gab ein Menü mit korrespondierenden Weinen.  Werfen wir mal einen Blick in die Menükarte.

IMG_7707

Na dann mal los. Zügig kam die Mundfreude auf die Teller.

IMG_6644

Es gab hausgebeizten Lachs. Das war wirklich sehr lecker. Ein guter Start, aber eben nur eine Kleinigkeit. Davon hätte ich auch mehr essen können.

Als nächstes dann das Mosaik aus Gänseleber und Kaninchen.

IMG_6645

Obst auf dem Teller. Mmh. Jetzt wird es interessant. Manche meinen ja immer das wäre Kunst. Aber Himbeeren sind da so eine Sache für mich. An und für sich bestimmt lecker. Aber die machen `nen stumpfen Mund. So als wenn man an unglasiertem Steingut leckt. Und wer mich kennt weiß, das mag ich gar nicht. Die Himbeeren waren essbar. Soweit so gut. Aber die Vorspeise eines Menus ist nicht die Nachspeise! Warum also Obst? Es soll vermutlich den Gegenpol zur Gänseleber und dem Kaninchen darstellen. Dann haben wir aber ein Element zu viel. Denn die Brioche war auch süß. Also zweimal süß und einmal herzhaft. Zu viel süß. Also doch Nachspeise? Das Problem der Brioche war, das man nicht so richtig wusste wie man sie essen soll. Die war nämlich hart. Schneiden? Brechen? Zerdrücken? Ich weiß ehrlich nicht, wie es vorgesehen war. Geschmacklich war der Apostelkuchen eher unspannend. Der Hagelzucker war das aufregendste daran. Der hat geknuspert beim Kauen. War aber wieder süß. Also auf zum Mosaik. Und schon begegnet mit das nächste Problem. Leber! Mag ich einfach nicht. Als Kind hat jeder sicherlich mal am Klettergerüst gelutscht. Daran denke ich immer bei Leber. Eisen im Mund. Klettergerüst! Krieg ich nicht aus dem Kopf. War hier leider nicht anders. Schade. Weil Gänseleber ja eigentlich so toll sein soll. Mich begeistert sie nicht. Das Kaninchenfleisch war lecker. Da kann man nichts sagen. Das Mosaik sah auch schön aus. Aber alles in allem eher ein Reinfall. Es mag Leute geben, die diese Kombination toll finden. Ich gehöre nicht dazu.

Also abhaken und weiter im Text. Tomatenrisotto mit Kaisergranat und Babyspinat. Wow, das liest sich toll. Keine Zutaten, die an Klettergerüst erinnern. Aber hier wird mal wieder deutlich, wie subjektiv dieses Metier mit dem Essen ist. Andere lieben Leber und finden Krustentiere schrecklich. Ich sehe das halt genau andersrum. Und schon kommt der Zwischengang.

IMG_6647

Und was soll ich sagen. WOHOO! Das war top. Das Risotto war auf den Punkt. Eine sämige Konsistenz mit gerade noch bissfestem Reis. Ein leichter Geschmack nach Tomate. So ein Hauch eben. Nicht im Vordergrund. Mit dabei. Zusammen mit dem Spinat eine tolle Kombination, die gut geschmacklich zusammenpasst. Das feste Fleisch des Salzwasserkrebses war fein im Geschmack, hell und zart. Der Gang war wirklich toll. Eine eins mit Sternchen. Bitte mehr davon. Ne runde Sache.

In meinen Augen die Königsdisziplin, der Hauptgang (auch wenn manche sagen, das wäre das Dessert). Bries, Filet und Bäckchen vom Kalb mit Ratatouille und Kartoffelbrandade. Eines vorweg: Ich dachte immer ein vornehmes Restaurant nennt Kartoffelpüree ganz hochtrabend „Kartoffelschnee“. Also „Blablabla an Kartoffelschnee“. Nix da. Kartoffelbrandade heisst das. Wieder was gelernt. Wobei in einer richtigen Brandade wohl eigentlich Fisch sein müsste, soweit ich das richtig recherchiert habe. Aber was solls, Kartoffelbrei ist eigentlich immer ok. Und der war lecker. Das Gemüse auch. Wobei Ratatouille nie meine erste Wahl wäre. Zu sutschig und zu matschig. Ist aber ok und hat gut geschmeckt. Aber das Fleisch. Mit Filet macht man nichts falsch. Und so war es. Ein kleines gut gebratenes Stück Fleisch. Medium gegart. Gut gewürzt. Lecker. Aber klein. Man brauchte ja Platz für die beiden anderen Stücke vom Kalb. Die Backe war ok. Aber nicht meins. Ich weiß nicht, ob es an der Zubereitung oder an dem Stück selber gelegen hat, aber das hat mir nicht so gut geschmeckt. Jetzt zum Bries. Ich bin kein Fan von Innereien. Na gut. Jetzt lag es da. Nach dem Motto:“ Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“ hab ich es halt probiert. Ich fand es doof. Weich, weiß und unlecker. Schwabbelig im Mund. Nicht definierbar. Naja. man hat es mal gegessen. Ein Bild gibts davon leider nicht. War aber schön angerichtet. Das können die da.

Also auf zum Nachtisch. Pochierter Tellerpfirsich mit weißer Schokolade, Minze und Petersilie. Aha. Na dann. Wow, spannender Teller. Was zum erkunden. Das finde ich bei Nachtisch toll. Das hat geprickelt und gezischt im Mund. Knacken, knallen, kribbeln. Geschmäcker finden. Was ist was? Diskussionen. Definitionsversuche. Essen als Erlebnis. Beim Dessert absolut passend und fast gefordert, so lange die anderen Gänge davon verschont bleiben. Ein guter, spassiger, spannender, kommunikativer und leckerer Abschluss eines durchwachsenen Menüs. Zwei tolle und zwei blöde Gänge. Das Amuse Bouche macht also das Zünglein an der Waage aus. Insgesamt für mich eine mittelmäßiges Menü mit einem Knaller als Zwischengang.

IMG_6648

Alles in allem fand ich, dass das l´Arrivée sich zu wichtig nimmt. Alles ist auf fein getrimmt, aber am Service hapert es hier und da. Im Spabereich war kein Personal, aber auch keine Erklärung zum Ablauf. Wo bekommt man Handtücher etc. An der Rezeption äußert kühle Atmosphäre. Der Service beim Essen eher mittelmäßig. Die Küche mit dem Anspruch auf höhere Weihen ist für Dortmund evtl. nicht so günstig. Kein Beschilderung, wie man vom Parkplatz zur Rezeption kommt. Wieder vom Gelände runter über die öffentliche Straße zum Haupteingang? Durch den Biergarten ins Gebäude? Wie dann weiter? Wir mussten nachfragen und wurden eher unfreundlich weitergeschickt. Man muss dazu sagen, dass es sehr leer war. Alles lief wohl etwas auf „Sparflamme“. Aber sollte nicht gerade dann genug Zeit für Freundlichkeit sein? Ich hoffe, das man so ausreichend Kunden findet. Die Anlage im Dortmunder Süden ist wirklich toll und eigentlich einen Besuch wert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert